Der Persönlichkeitstrainer Stefan Spiecker fasst in seinem Blogbeitrag neueste Erkenntnisse der Hirnforschung zu den Folgen der Digitalisierung für Konzentration und Aufmerksamkeit zusammen: Demnach sind digitale Medien perfekt dafür geeignet, unsere „reflexhafte Aufmerksamkeit“ anzusprechen („Bottom Up“). Irgendetwas piept oder blinkt – und prompt werden wir von unserer eigentlichen Aufgabe abgelenkt. Ein fieser Belohnungsmechanismus sorgt dafür, dass es uns einfach Spaß macht, auf diese elektronischen Signale zu reagieren – unsere Neugierde wird angestachelt. Gleichzeitig ist die Konzentration dahin, und es kostet viel Zeit und Energie, den für die eigentliche Aufgabe bestimmten Motor wieder hochzufahren (Sägezahneffekt: Aufmerksamkeit sinkt – steigt – sinkt – steigt…als ob Sie ein Auto permanent „abwürgen“ und neu starten). Multitasking funktioniert eben nicht wirklich, weil wir uns letztlich immer nur auf eine Sache konzentrieren können; bei ständiger Ablenkung durch Handy, e-Mails & Co. machen wir nicht mehrere Dinge „gleichzeitig“, sondern eine nach der anderen, dies aber extrem ineffizient.
Notwendig ist eine Stärkung der „willentlichen Aufmerksamkeit“ („Top Down“), bei der der Verstand unserem Gefühl (dem limbischen System) sagt, was zu tun ist. Der aktuelle Stand der Neurowissenschaft besagt, dass sich diese Fähigkeit zur Konzentration auf eine Sache trainieren lässt. Empfohlen werden Achtsamkeitstraining, Meditation und andere Konzentrationstechniken im engeren Sinne. Ergänzen möchte ich aus meiner Perspektive, dass auch Speed Reading darauf abzielt, die Konzentration voll und ganz auf eine Sache zu einer Zeit – das Lesen eines Textes – auszurichten. Der im Artikel erwähnte „Flow-Effekt“ beschreibt genau das, was passiert, wenn man z.B. in die Lektüre eines spannenden Romans vertieft ist: Nichts anderes nimmt man um sich herum noch wahr, die Aufmerksamkeit ist voll auf den Text ausgerichtet. Umgekehrt kennen Sie bestimmt die Situation, dass gerade beim Lesen Ihre Gedanken sehr häufig abschweifen. Warum passiert das? Weil das Gehirn unterfordert ist – weil Sie zu langsam lesen.
Schnelles Lesen steigert tatsächlich Ihre Konzentration und verhindert Multi-Tasking. Weil Ihr Gehirn gerne gefordert wird, werden schneller gelesene Texte fast automatisch auch interessanter – dadurch wird Ihre „Top Down“-Konzentration zusätzlich unterstützt. Probieren Sie es selbst einmal aus! Wichtig ist allerdings auch, dass Sie nicht einfach „besinnungslos“ querlesen und dann vom Inhalt nichts mehr verstehen, sondern mit der richtigen Technik schneller lesen. Hilfreich ist z.B. das berühmte „Chunken“ – eine Schnelllesetechnik, bei der Sie mehrere Wörter gleichzeitig aufnehmen anstatt jedes Wort einzeln. Damit lesen Sie schneller und verstehen mehr vom Inhalt – und steigern Ihre Konzentration im Kontext digitaler Medien.
Bildquelle: https://pixabay.com/en/archery-bow-and-arrow-objectives-782503/, Autor: 422737