Interessante Umfrage des Statistischen Bundesamtes: Die mit Lesen verbrachte Zeit ist in Deutschland leicht gesunken – von 32 Minuten (2012/13) auf nur noch 27 Minuten (2022) pro Tag. Fernsehen (inkl. Streaming) nimmt dagegen nach wie vor einen extrem hohen Raum in der Freizeitgestaltung ein: gut zwei Stunden, Tendenz leicht steigend (plus vier Minuten). Sofern gelesen wird, dann immerhin am ehesten Bücher (12 Minuten gegenüber 9 Minuten News-Lektüre, Print oder online)… dennoch ist die Lesezeit im Verhältnis zum Konsum bewegter Bilder beschämend niedrig – wenn man jedenfalls voraussetzt, dass vertiefter Wissensaufbau nach wie vor am ehesten über Lesen stattfindet. (Zu beachten ist natürlich folgender Hinweis, der diese geringe Lesezeit ein wenig relativiert: „Nicht enthalten ist das Vorlesen für Kinder sowie das Lesen im Zusammenhang mit Bildung oder Erwerbsarbeit, zum Beispiel im Unterricht in der Schule.“) Unsere Kursteilnehmer/innen berichten regelmäßig, dass sie im Job 2-4 Stunden täglich mit Lesen verbringen.
Speed Reading, wie wir es verstehen und vermitteln, hat unserer Erfahrung nach meist zur Folge, dass die Lust am Lesen steigt: Selbst wenn man nach Büroschluss schon etwas müde ist, nimmt man viel eher einen längeren Text oder ein Buch zur Hand, wenn man erwarten darf, dass man auch in kurzer Zeit gut voran- und (vor allem) in die Story hineinkommt. Entgegen eines verbreiteten Vorurteils geht es beim Speed Reading nämlich nicht um eine Art „Tempo-Fetischismus“ oder gar höheren Stress beim Lesen. Wir wollen vielmehr dafür sorgen, dass unser Gehirn zu 100% mit Lesen beschäftigt ist und unsere Gedanken nicht ständig abschweifen – und dafür müssen wir grundsätzlich schneller lesen.
Und vielleicht würde man auch im Büro-Alltag viel eher ein längeres oder klein gedrucktes Dokument zur Kenntnis nehmen und somit ingesamt mehr lesen, wenn man seiner eigenen Lesekompetenz mehr zutrauen würde. Dazu gehören auch Strategien, mit denen man bestimmte Texte nur in groben Zügen liest und sich nicht jedesmal in die Details vertieft (Paragraphing, Scanning). Aber auch vollständiges Lesen ist auf Basis der Chunking-Technik deutlich schneller möglich, und dabei mit mehr Fokus und Interesse.
Schade eigentlich, dass – ausgerechnet! – die 18-44-Jährigen die geringste Lesezeit aufweisen: Gerade in jungen Jahren sollte doch ein fundierter Wissensaufbau zu den Hauptbeschäftigungen gehören. In der Altersgruppe 30-44 wird nur 13 Minuten täglich mit Lesen verbracht (halb so viel wie mit 45-64): Klar ist das die Lebenszeit, in der man meist mit beiden Beinen im Job und im Karriereaufbau steht – gerade dann sollte aber das ständige Lernen und Lesen eine Selbstverständlichkeit sein und nicht durch das tägliche „Klein-Klein“ in den Hintergrund gedrängt werden.
Das Lesen über die unmittelbaren Notwendigkeiten hinaus ist eben meistens wichtig… aber nie dringend. Und dann bleiben viele Texte, die uns weiterbringen könnten, schnell liegen: Die „lästigen“ Tipps & Tricks beim neuen Software-Update klickt man lieber schnell weg, wenn sie ungefragt aufploppen, und für die Unterlagen des nächsten Meetings bleibt auch wieder keine Zeit… weil man stets von einem „To Do“ zum nächsten springt.
Unsere Kursteilnehmenden erleben regelmäßig, wieviel Potenzial beim Lesen brachliegt, wenn man sich hier allein auf das Rüstzeug der Grundschule verlässt. Testen Sie selbst, wie sich Ihr Leben mit mehr und besserem Lesen verändern kann!