Eine deutsch-amerikanische Studie, die jüngst im Fachmagazin „Learning and Instruction“ erschienen ist, zeigt, dass Wissen besser in Erinnerung bleibt, wenn man sich vorab Fragen dazu stellt. Und die besten Resultate werden erzielt, wenn die eigenen Vermutungen enttäuscht werden und etwas ganz anderes ausgesagt wird, als man dachte. Der eintretende Überraschungseffekt hilft beim Lernen, denn eine Information wird dann buchstäblich als “merk-würdig” erkannt.
Was können wir daraus für effektives und schnelles Lesen lernen? Können wir daraus besondere Speed Reading-Techniken ableiten?
Ein direkter Bezug ergibt sich zur Vorausschau (engl. „Preview“) als Vorbereitung für jede Art von Speed Reading. Generell sollten Sie niemals „ins kalte Wasser springen“, sondern das Lesen vorbereiten. Zum einen bedeutet dies, den Text zu sichten, herausragende Sinnsignale zur Kenntnis zu nehmen (Überschriften, Bilder, Fettdruck, längere Wörter, etc.). Gleichzeitig sollten Sie sich Fragen zum Text stellen: Überlegen Sie anhand der Vorausschau-Informationen einfach „wild drauflos“, worum es in diesem Text gehen könnte. Erleben Sie sich selbst als eine Art „Sherlock Holmes“, der anhand weniger Informationsbrocken/Indizien einen komplexen Fall lösen will.
Die hier zitierte Studie legt nahe, dass es gerade hilfreich ist, wenn Sie genau daneben liegen: wenn Sie sich also in eine bestimmte Hypothese „verrennen“, die sich dann als „falsche Fährte“ erweist. Trauen Sie sich also ruhig zu, ein bisschen „herumzuspinnen“, Sie können nur gewinnen!
Generell gilt beim Lesen: Je mehr Sie ein Text interessiert, desto besser merken Sie sich ihn. Nutzen Sie eine Speed Reading-Preview für den schnellen Überblick und ein paar eigene „Voraussagen“. Mit der Zeit – mit fortschreitender Vorausschau-Qualität – werden diese vermutlich immer „treffsicherer“; aber vergessen Sie nicht, dass Sie gern daneben liegen dürfen.
Vielleicht lässt sich diese Erkenntnis vom Speed Reading auf andere Bereiche übertragen? Ein bisschen mehr „Fehlerkultur“, ein bisschen weniger Perfektionismus, ein bisschen mehr Bereitschaft, eigene Fehler (hier also: falsche Voraussagen) als nützliche Lern-Gelegenheit zu begreifen – würden wir uns damit nicht alle das Leben ein wenig erleichtern…?
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Urheber: RyanMcGuire