Werden sich am heutigen Heiligen Abend weitere Stapel ungelesener Bücher bei Ihnen auftürmen?
Wie groß wird Ihr schlechtes Gewissen sein, wenn Sie in den nächsten Wochen Verwandten oder Freunden begegnen, deren zu Weihnachten geschenktes Buch Sie noch nicht gelesen haben?
Und wieviele der Bücher, die Sie verschenkt haben, haben Sie selbst gelesen?
Hier ein paar Speed Reading-Tipps, mit denen Sie diesen Herausforderungen gelassener begegnen können – und den einen oder anderen Schenkenden regelrecht beeindrucken könnten…
1.) Je früher Sie ein geschenktes Buch “anfassen”, desto motivierter sind Sie, es zu lesen. Je länger ein Buch unangetastet herumliegt, desto größer wird Ihr schlechtes Gewissen – und desto unwahrscheinlicher wird es, dass Sie es überhaupt lesen.
Also: Nutzen Sie die freien Tage nach Heilig Abend (sofern vorhanden), um sich mit Ihren Buch-Geschenken ein wenig zu beschäftigen.
(Achtung: “ein wenig zu beschäftigen” heißt nicht: “sie alle komplett zu lesen”.)
Speed Reading-Tipps für Sachbücher:
2.) Lesen Sie aufmerksam den Klappentext und das Inhaltsverzeichnis. Stellen Sie sich Fragen, z.B.: Welche Meinung vertritt der Autor – von welcher Auffassung will er Sie überzeugen? oder: Welches Interesse hatte der Autor, sich gerade mit diesem Thema zu beschäftigen – was ist daran spannend?
Sorgen Sie in jedem Fall dafür, dass Sie neugierig werden und dem Buch etwas abgewinnen können. Stellen Sie sich genau vor, wie Sie dem Schenkenden davon erzählen und in eine lebhafte Diskussion mit ihm eintauchen. Wie ein Detektiv können Sie schon anhand einschlägiger Sinnsignale (wichtige Begriffe, Aufbau/Struktur) Vermutungen aufstellen, in welche Richtung es vermutlich geht.
3.) Schmökern Sie als Erstes ein wenig in der Einleitung (Achtung: das “Vorwort” enthält oft viele Danksagungen, die Sie nicht unbedingt interessieren) und dann im Schlusskapitel. Halten Sie Ausschau nach zusammenfassenden Info-Kästen, Aufzählungen und wichtigen Wort-Sinnsignalen wie “Unsere Grundannahme ist…”, “Zusammenfassend können wir feststellen, dass…”
4.) Gehen Sie zurück zum Inhaltsverzeichnis, und ergründen Sie weiter die Struktur und die wichtigsten Aussagen des Buches. Wählen Sie ein paar Kapitel aus, die Ihnen besonders interessant erscheinen.
5.) Machen Sie eine “Vorausschau” auf die Ihnen am spannendsten erscheinenden Kapitel: Blättern Sie großzügig Seite für Seite durch, ohne “klebenzubleiben” und wirklich zu lesen. Mit etwas Übung können Sie anhand der Überschriften, Fett-/Kursivdruck, Aufzählungen, Bilder, häufigen Fachbegriffen oder Eigennamen etc. einige grundlegende Ideen des Textes bereits verstehen – selbst wenn Sie nur wenige Sekunden auf jeder Seite verweilen.
6.) Besonders interessante Abschnitte könnten Sie lediglich “anlesen”, z.B. nur den ersten Satz, der bei Sachtexten meist die wichtigste Aussage des Absatzes enthält.
Speed Reading-Tipps für Romane:
7.) Das Vorgehen ist im Prinzip ähnlich, nur dass Sie keine so klare Struktur zur Verfügung haben: Das Inhaltsverzeichnis (falls überhaupt vorhanden) ist meist weniger aussagekräftig, vermutlich gibt es keine Bilder, wenig Fettdruck und keine Zwischenüberschriften im Lesetext selbst. Verfahren Sie dennoch, so gut es geht, wie unter 5.) beschrieben: Blättern Sie relevante Abschnitte des Buches (im Zweifel einfach: Anfang, Ende, Mitte – in dieser Reihenfolge) Seite für Seite durch und nehmen auch hier “Sinnsignale” auf.
Achtung: Entscheiden Sie bewusst, ob Sie auf das Ende “vorausschauen” möchten oder nicht (bei Krimis eher nicht zu empfehlen ;-)).
8.) Bei guten Romanen steht natürlich nicht die Informationsaufnahme im Vordergrund, sondern die Sprache selbst. Um einen Eindruck von ihr zu bekommen, lesen Sie nach der Vorausschau einzelne, ausgewählte Abschnitte komplett, beginnnend mit den ersten paar Seiten. (Dann haben Sie zumindest schon mal angefangen und können von Ihren ersten Eindrücken berichten.)
In jedem Fall:
9.) Setzen Sie sich eine Zeitgrenze, und rufen Sie sich zwischendurch in Erinnerung, dass Sie jetzt noch nicht alles lesen wollen, sondern bei der „Adlerperspektive“ bleiben. Betrachten Sie diese “Schmöker-Vorausschau” als etwas Eigenständiges, unabhängig vom Lesen selbst. In vielen Fällen werden Sie mit den hier vorgestellten Speed Reading-Tipps schon in der Lage sein, qualifiziert über das Buch sprechen zu können.
Speed Reading-Zusatztipp: Manchmal hilft auch ein (kurzer) Blick auf Internet-Rezensionen, um einen eigenen Zugang zu einem Buch zu finden und die Motivation – das Wichtigste! – zu stärken.
Vor allem werden Sie wissen, OB Sie das Buch anschließend komplett lesen wollen oder nicht. Falls es Sie wirklich interessiert, werden Sie garantiert auch Zeit dafür finden. Falls nicht: Mut zur Lücke – jedes Jahr erscheinen ca. 80.000 neue Bücher, allein auf dem deutschen Buchmarkt…
Speed Reading-Tipps für Weihnachten – Fazit
Alle hier versammelten Speed Reading-Tipps laufen lediglich auf einen einzigen hinaus: Haben Sie den „Mut zur Lücke“, sich auf strukturierte Weise einem Text zu nähern, auch wenn Sie ihn noch nicht komplett lesen möchten. Es gibt etwas zwischen vollständiger Lektüre und bloßem “Daumenkino-Durchblättern”.
Wenn Sie sich anschließend zum “richtigen Lesen” entscheiden, war die vorherige Beschäftigung mit dem Text keine Zeitverschwendung, sondern die Voraussetzung dafür, dass Sie den Text nun
- viel motivierter,
- daher auch schneller,
- mit deutlich höherem Erinnerungsvermögen sowie
- (dank der mehrstufigen Vorgehensweise) mit gestärktem Urteilsvermögen lesen.
Auch das “richtige Lesen” können Sie natürlich optimieren. Schauen Sie sich hier unsere kostenfreien Speed Reading-Tipps an – Sie können im Prinzip alles davon sofort umsetzen.